Meine Reise nach SÜDINDIEN
vom 24.02.2007 bis 18.03.2007

Autor : Hans-Dietmar Jacobs

24. und 25. Februiar 2007

Kurz nach 8 Uhr bin ich mit S-Bahn und Bus zum Flughafen Berlin Tegel gefahren. Ich brauchte doch 1 ½ Stunden, hatte eigentlich nur mit einer guten Stunde Fahrt gerechnet. Einchecken und Kontrollen gingen recht zügig. Pünktlich um 10:40 Uhr startete der Flieger und 1 ¾ Stunden später war ich in London Heathrow. In Ruhe konnte ich zum Gate 4 gehen bzw. mit dem Bus fahren. Vorher die große Kontrolle; den Gürtel brauchte ich dieses mal nicht ablegen, dafür aber meine Schuhe ausziehen. Na gut, Sicherheit ist wichtig !
2 ½ Stunden mussten ich, schon im Flieger sitzend, auf den Start in London warten, der sich wegen „technischer Probleme" so lange hinauszögerte. Dann 8.071 km, gut 9 Stunden geflogen und endlich um 6:45 Uhr am Morgen des 25.02. in Bangalore gelandet. Wegen der gut 2 Stunden Verspätung bringt mich das bestellte Taxi gleich zum 140 km entfernten Mysore. Keine Zeit für die geplante Stadtrundfahrt durch Bangalore. Schade ! Eigentlich dachte ich, Zeit spielt in Indien nicht so die große Rolle; wieder etwas dazu gelernt. Knapp 3 Stunden brauchte mein Taxi für diese Strecke und 2450 Rupien, ca. 43 €, musste ich dafür bezahlen.
Vor dem Hotel „Palace Plaza" in Mysore begrüßten mich Peter, Lothar und Uschi. Sie hatten, nachdem sie von ihrem Fahrer informiert wurden, dass ich in einigen Minuten eintreffen würde, auf mich gewartet. Unsere Taxis waren von der gleichen Firma gemietet und die Fahrer standen per Handy in Verbindung. Da ich doch sehr müde und abgespannt war, lehnte ich ab, mit den Dreien ins 35 km entfernte Somnathpur zu fahren. Dort hatte ich 2003, also vor 4 Jahren schon den Kesava Tempel besichtigt. So legte ich mich nach dem Einchecken im Hotel für 2 Stunden schlafen.
Gegen 16 Uhr bin ich mit Uschi und Lothar zum Palast gegangen und wir haben uns diesen erst einmal bei Tageslicht angesehen, denn um 19 Uhr, als es dunkel war, wurde der Palast mit tausenden Glühlampen beleuchtet. Ein wirklich toller Anblick, den wir uns nicht entgehen ließen, fotografierten, filmten und einfach genossen. Nicht so besonders zu genießen war dagegen die europäische Musik, gespielt von einer indischen Blaskapelle vor dem festlich beleuchteten Plast. Den Tag beendeten wir beim leckeren Abendessen in der Dachgartengaststätte des Hotels.

26. Februar 2007

Besser als Bus, Bahn oder Flugzeug ist es mit dem Auto inklusive Fahrer zu reisen. Man ist Kapitän, kann bestimmen, wann angehalten wird, kann die Route ändern wie man lustig ist und man hat in seinem Fahrer einen Reisegefährten zur Seite, der sich im Lande auskennt. So mieteten wir uns für unsere Rundreise einen Toyota Qualis (non A/C) inklusive Fahrer. Um 8 Uhr gab es Frühstück. Durch Cheese Omelette und Toast doch etwas gestärkt fuhren wir zum 160 km entfernten Ooty, auch Ootacamund oder Udhagamandalam genannt. Vor einiger Zeit wurden die Namen von vielen Orten wieder von der englischen Version in ihre ursprüngliche Form gebracht, um den kolonialen Geist abzuschütteln. Dadurch lebten einige ziemlich lange kaum aussprechbare Ortsnamen wieder auf.
Wir fuhren via Masinaguli und durchquerten das Bandipur Wildschutzgebiet, sahen viele Sambar Rehe und Hirsche. Auch Affen saßen am Straßenrand und ein prächtiger Pfau ließ sich hier blicken. Eine Durchfahrtsgebühr durch den Nationalpark wurde ebenso verlangt, wie die Anmeldung unseres Fahrzeuges im Bundesstaat Tamil Nadu in dem wir nun aus Karnataka kommend, einreisten. Diese Zulassung wurde mit einer saftigen Gebühr von 2000 Rupien belangt. An einer Kreuzung, wo sich mehrere Buslinien trafen, machten wir ein kleine Pause und beobachteten das bunte Treiben der Menschen beim Ein- und Umsteigen.
Um 14 Uhr in Ooty, der knapp 2.300 m hoch im Nilgiri Gebirge gelegenen Kleinstadt, angekommen, checkten wir im Hotel „Nahar", das uns unserer Fahrer empfahl, ein. Den ursprünglichen Preis pro Zimmer von 2000 Rupien konnten wir auf 1280 Rupien drücken, es waren wohl doch zu wenige Urlauber um diese Jahreszeit im Ort. Nach dem Einchecken und kurz Frischmachen, trafen wir uns und machten einen kleinen Stadtrundgang. Eine Pause in einem kleinen Restaurant, 1. Etage mit Blick auf die Straße, tat uns ganz gut. Hier trank ich eine Milch, oder nennt man es Tee, oder Milchtee ? Der Teebeutel wurde jedenfalls in die heiße, gezuckerte Milch hineingehangen ... Na ja, so kannte ich es auch noch nicht. Und noch etwas für Südindien Ungewöhnliches gab es hier. Schokolade ! Mit und ohne Nüsse, in großen Platten oder als Bruchstücke. Das ist nur möglich, weil die Temperaturen hier im Nilgiri Gebirge erheblich kälter sind als sonst im Süden. Mit 24 Grad am Tag waren wir gut bedient. Die 6 Grad des Nachts und am frühen Morgen aber waren - nach 38 Grad in Mysore - sehr gewöhnungsbedürftig. Wir mussten tatsächlich unsere Pullover und Jacken rauskramen, die seit der Ankunft in Indien ganz unten in unseren Koffern knitterten.
Nach dem Abendessen in einer Pizzeria (sehr teuer, weil: Nicht indisch !) machten wir einen Spaziergang, 2 km zum Bahnhof, von dem aus wir in 2 Tagen weiterfahren wollten, und 2 km zurück. Unterwegs habe ich noch leckeren Mangosaft zum verdünnen meines „CELEBRATION"-Rums gekauft. Mit 2 Stunden moderner, schöner, indischer Musik, viel lustiger Werbung vom TV-Musiksender „V" und dazu zwei Gläschen Rum mit Mangosaft; So ließ ich diesen Abend ausklingen. Zum Glück kam Uschi doch nicht noch zum „Rumtrinken", sonst hätte ich noch teilen müssen... Wahrscheinlich war es ihr doch zu kalt, um im unbeheizten Zimmer zu sitzen, obwohl Rum ja eigentlich wärmt. So hat sie in ihrem Bett gefroren, selber schuld.

27. Februar 2007

Um 8:30 Uhr gab es endlich ein leckeres indisches Frühstück. Ich aß Reismehlfladen mit viel Zwiebeln und Chilischoten gebacken, dazu Sambasuppe, grüne und rote Soßen, natürlich schön scharf. Der süße Masala-Tee hat alles abgerundet und auch ein wenig entschärft. „Was ist Masala-Tee ?", kann man sich jetzt fragen. Masala steht für eine Mischung aus verschiedenen Gewürzen. Beim Masala-Tee findet man neben den schwarzen Tee Zutaten wie Kardamom, Nelken, Zimt oder was die regionale Teeküche gerade für unerlässlich hält. Diese Mischung ist überall unterschiedlich, allen Tees gemein, ist dass sie mit viel Milch und Zucker getrunken werde.
Hier oben in Ooty, dem ehemaligen kleinen Höhen-Erholungs-Bergdorf der Briten, besuchten wir am heutigen Tag ab 9 Uhr, zu erst den Rosengarten, der allerdings ohne blühende Rosen etwas kahl wirkte. Dann fuhren wir, auf einer 10 km langen kurzenreichen Strecke, aufwärts zum Doddabetta Teleskophaus, dies ist der höchste Punkt im Nilgiri Gebirge 2623 m hoch. Es ist die Verbindung der Western & Eastern Ghats und bietet schöne Ausblicke auf die Nilgiri Hügelketten. Einmalig und atemberaubend schön ist die Natur hier in den Nilgiris.
Weiter ging es zur Doddabetta Teefabrik mit kleinem Tee Museum. Bei einem kleinen Rundgang durch diese Fabrik wurde uns die Herstellung des Nilgiri-Tees erklärt. Auch konnte man einige Nilgiri-Teesorten einkaufen, und so entschied ich mich für eine große Packung Kardamom-Tee.
Weiter ging die Fahrt zu einem künstlich angelegten See. Zum Bootfahren hatte keiner Lust, und so führte uns die Fahrt weiter zum wunderschönen botanischen Garten. Dieser ist auf verschiedenen Ebenen angelegt und viele exotische Blumen und Pflanzen erfreuten unser Auge. Auf der obersten Ebene steht, wie kann es anders sein, natürlich ein Tempel. Der Park ist aber so weitläufig und interessant, dass wir es bis dorthin nicht geschafft haben, worüber unser indischer Fahrer sichtlich enttäuscht war.
Wir fuhren weiter und etwas außerhalb der Stadt besuchten wir das sehr interessante Tribal Museum. Hier konnte man Vieles über die Kulturen der Todas-, Kotas-, Kurumbas-, Irulas- und Panias-Völker erfahren.
Durch ein kleines Missverständnis mit unserem Fahrer fuhren wir nicht, wie beabsichtigt nach Avalanche, einem etwas höher gelegenen Aussichtspunkt, bekannt geworden nach einem Lawinensturz und durch die besten Plätze für die Forellenfischerei, sondern statt dessen in eine sehr abgelegene Forellenaufzuchtsstation. Nach langer, qualvoller Fahrt auf holprigen Wegen, die kein Ende zu nehmen schienen und deren Ziel uns völlig unklar war, denn es ging nicht bergan, gelangten wir zu unserer Überraschung zu dieser Forellenaufzuchtsanlage, immerhin mit einem Denkmal des englischen Begründers. Es war schon interessant, diese Anlage mit den Mini- bis großen Forellen, die von Becken zu Becken immer größer wurden, zu sehen. Abenteuer muss sein ! Zum Glück waren wir, obwohl es schon später Nachmittag war und es irgendwann relativ schnell dunkel werden würde, alle risikofreudig und geduldig genug, ohne Panik durchzuhalten und zu sehen, wo es uns hinführen würde. Unser Fahrer vollbrachte auf dieser Fahrt Höchstleistungen an Fahrkunst und Selbstbeherrschung. Er lenkte das Auto tapfer von einem Loch ins andere, denn drum rum ging es nicht, bis er uns endlich an das vermeintliche Ziel geführt hatte.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit endlich wieder im Hotel zurück, stürmte ich das Internetcafe und schrieb die ersten Emails dieser Reise an Familie und Freunde; Nun ist zu Hause bekannt: „Mich gibt es noch und mir geht es gut !" Am Nachmittag hatte es ja zeitweilig so ausgesehen, als würde ich vielleicht keine Gelegenheit mehr haben, eine solche Nachricht an meine Lieben zu senden. Stattdessen hätte vielleicht in 3 Wochen in der Zeitung irgendwas von 4 vermissten oder im Urwald verhungerten Touristen gestanden. Ach nee, wir hätten ja Forellen essen können bis ans Ende unserer Tage !
Beim gemütlichen Abendessen im Hotelrestaurant, am Kamin mit brennenden Kokosnussschalen, ließen wir den doch sehr interessanten Tag ausklingen.

28. Februar 2007

Heute fuhren wir gemeinsam mit vielen indischen Touristen und Reisenden eine gute Stunde mit der Schmalspur-Bergbahn von Ooty nach Coonoor. Seit der Jungfernfahrt im Jahre 1899 wurde der Nilgiriß-Expreß kaum modernisiert. Die Eisenbahnwaggons hatten ihren alten Charme nicht verloren. In den blauen Waggons (Blue Mountain Railway) befinden sich alte Holzbänke, ein Schaffner kontrolliert persönlich, an Hand einer langen Liste, die Fahrkarten, und in jedem Wagen befindet sich eine Aufsichtsperson. Langsam schlängelte sich die Bahn durch Gewürzfelder und sattgrüne Teeplantagen, durch Busch und Wälder, durch eine wunderschöne Landschaft. Es war eine sehr interessante Fahrt mit zwei Haltepunkten an kleinen Bahnstationen, wo von fliegenden Händlern heißer Tee und kleine vegetarische Snaks angeboten wurden. Unser Fahrer, Mushtaq wartete schon am Bahnhof in Coonoor, was nur noch 1.860 Meter hoch gelegen ist. Nach dem wir noch einige Foto von den, hier auf dem Bahnhof stehenden Dampfloks, gemacht hatten, nahmen wir in einer Gaststätte eine kleine Stärkung zu uns. Danach ging die Fahrt mit dem Auto in das knapp 100 km entfernte Coimbatore. Unterwegs stoppten wir an einer Teeplantage, sowie am Lamb's Rock Aussichtspunkt und sahen den Catherine Wasserfall aus der Ferne.
Wie die meisten Besucher der geschäftigen Industriestadt Coimbatore nutzten auch wir diese nur zu einen Zwischenaufenthalt. Für eine Nacht checkten wir ins Hotel „Sree Annapoorna" ein. Vor dem Abendessen sind wir noch 3 Stunden durch die Stadt geschlendert, haben einiges eingekauft und ich habe aus einem kleinen Telefon/Fax-Geschäft meinen Sohn Stephan angerufen und zum Geburtstag gratuliert. Als ich nur 10 Rupien, also keine 20 Cent, für eine Minute nach Deutschland bezahlte, war ich doch erstaunt.

01. März 2007

Um 8 Uhr habe wir im großen non A/C Restaurant des Hotels, welches aber auch von vielen Indern, die nicht im Hotel wohnten, für ein Frühstück auf dem Weg zur Arbeit genutzt wurde, gefrühstückt. Ich habe mir mit einem leckeren Masala-Dosa und zwei Tee den Start in den neuen Tag so richtig wohl gehen lassen. Fünf Stunden, von 10 bis 15 Uhr, brauchten wir für die über 200 km nach Madurai. Madurai ist mit 1,1 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Tamil Nadu und liegt über 460 km südwestlich der Hauptstadt Chennai. Nach dem einchecken ins Hotel „The Madurai Residency" bummelten wir über 2 Stunden durch den Ort, sichteten und fotografieren die Meenakshi Tempelanlage von außen. Diese wurde in der Mitte der Regierungszeit der Nayaks um 1650 im Zentrum der Stadt gebaute. Geschäftige Ladenbesitzer lockten uns auf die Dächer ihrer Souvenirshops, von denen man einen guten Überblick über die große Tempelanlage haben konnte. Natürlich musste man dafür durchs Geschäft gehen und möglichst etwas von den schönen Souvenirs kaufen, die dort angeboten wurden. Ich hatte keine Lust auf dieses Spielchen, wartete unten und konnte so meine Freunde auf dem Dach fotografieren.
Um 19 Uhr gab es Abendessen auf der Dachterrasse des Hotels. Zum Essen haben wir uns wieder ein Bier gegönnt. Wir hatten im letzten Ort Coimbattore darauf verzichten müssen, denn dort gab es im vegetarischen Hotelrestaurante natürlich auch kein Alkohol. Zum Ausklang des Abend gab es noch einen guten indischen Rum und für Uschi den von ihr bevorzugten Wodka. Die alkoholischen Getränke wurden aus der Bar in der 1. Etage geholt, im Dachgartenrestaurant hier in der 7. Etage gab es wohl keine Ausschenkgenehmigung. Na jedenfalls, das Holen der Getränke dauerte ewig. Aber in der Zwischenzeit hatten wir unseren Spaß: Peter hatte wohl seinen Pechtag, erst verschütte er seine „Sprite" (er mischte immer das Bier; schrecklich !) über Tisch und Hose und dann kippte er später noch mit seinem Plastikstuhl um. Der Stuhl zerbrach in viele Teile, aber Peter ist zum Glück nichts passiert. Es blieb nur der Schreck und die fragenden Gesichter von uns und den anderen Gästen und die Hektik beim Personal, das beflissen einen neuen Stuhl für Peter besorgte.

02. März 2007

Die Besichtigungen in und um Madurai begannen wir heute mit einem Ausflug in das 10 km südwestlich von Madurai gelegene Tirupparankundram, zum hiesigen Höhlentempel. Die nächste Station, der kleine Ort Alagarkoil, liegt rund 30 km nördlich von Madurai. Hier besichtigten wir einem Tempel aus der Nayak-Zeit, der Alagar alias Vishnu gewidmet ist. Dieser Tempel liegt in reizvoller Umgebung am Fuße des Alagarmalai. Wenige Kilometer nördlich dieser Tempelanlage liegen, auf einer kleinen Anhöhe, einige kleine Tempel mit einer Wasserentnahmestelle. Da der Ursprung der Quelle bis heute nicht eindeutig geklärt wurde, erklärten man das Wasser Heilig. Über mehrere Kilometer führte die Menschenschlange von Alagarkoil bis hinauf zur Quelle. Wir fuhren bequem mit dem Auto und beobachteten das bunte Treiben.
Auf der Rückfahrt nach Madurai besichtigten wir noch den Thirumalai-Nayak-Palast. Von der ursprünglichen großen Palastanlage der Nayaks ist nur ein Teil übriggeblieben, der immer noch durch seine Monumentalität beeindruckt. Der Thronsaal ist über 20 m hoch und wird von einer riesigen Kuppel bekrönt. Die Gänge um den Innenhof werden von gewaltigen, 12 m hohen Säulen geschmückt. Dann so gegen 15 Uhr waren wir wieder im Hotel und legten eine Ruhepause ein.
Die Kinobegeisterung der Inder hatte uns angesteckt und so hatten wir am Abend ein Kinobesuch organisiert. Also ging es noch vor dem Abendessen los: Wir, alle Vier, rein in eine Motorrikscha und ab ins Kino. Von 18:30 Uhr bis 21:15 Uhr haben wir uns den verrückten, aus tamilischer Produktion stammenden, Film „Pokkiri" angesehen. Ein in geheimer Mission handelnder Held der indischen Armee, der Bösewichte und korrupte Beamte mit allen Mitteln zur Strecke brachte. War das ein Specktakel ! Bei überlautem Ton donnerte die Musik und das Krachen der super Spezialeffekte auf Ohren und Hirn. Fast taub, aber trotzdem noch bei guter Laune, genoss ich diesen Action-Liebesfilm.
Den interessanten Tag rundeten wir bei einem schönen Abendessen auf der Dachterrasse unseres Hotels ab.

03. März 2007

Um 9 Uhr gab es für mich wieder ein superleckeres indisches Frühstück. Ab 10 Uhr besuchten wir den Shree Meenakshi Tempel, die größte Tempelanlage Indiens. Dieses berühmte Heiligtum in der heutigen Form entstand erst im 17. Jahrhundert und ist Parvati (als Prinzessin Meenakshi) und Shiva (als Sundareshwara) geweiht. Die 12 großen Tempeltürme sind mit hunderttausenden von farbigen Götterfiguren, Dämonen, Asketen, Tempelwächtern, Tieren und Fabelwesen übersät. Die Tempel, Nebentempel und Schreine liegen innerhalb eines umfriedeten Rechtecks, das 300 mal 270 m misst. Diese sechs Hektar große Anlage wird durch zwei parallele Ost-West-Achsen bestimmt, auf denen die beiden Haupttempel liegen. Der hohe, im Stil einer Festungsmauer gestaltete Außenwall, wird von vier Tortürmen, die den Zugang zum Tempelareal gewähren, unterbrochen. Nachdem wir die Tempelanlage durch den südlichen Torturm betraten, gelangten wir zum Teich des Goldenen Lotus, der von einem beeindruckenden, mit Säulen geschmückten Wandelgang, umgeben ist. Dieser Tempelteich ist der ideale Ort, um auf den zum Wasser führenden Treppenstufen, das bunte Treiben auf sich wirken zu lassen. Familien legen hier eine Pause ein, Pilger vollführen ihre rituellen Waschungen, Musiker spielen in der Hoffnung auf ein paar Rupien, Hochzeitspaare lassen sich fotografieren, ältere Menschen treffen sich auf ein Gespräch. Hier zeigt sich, dass diese Tempel neben ihrer sakralen Bedeutung bis heute ihre Funktion als sozialer Mittelpunkt des Leben bewahrt haben.
Nach der Tempelbesichtigung sind wir durch die Stadt gebummelt, ich habe ein Internetcafe besucht, nach Post geschaut und ein paar Emails geschrieben. Da ich total von der Hitze geschafft war, habe ich noch 3 Stunden geschlafen, bevor es zum Holi Fest ging. Man feiert das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings. Es waren 4 große Pujas angesagt. Als es dunkel wurde, gegen 19 Uhr, liefen die Vorbereitungen und das Schmücken der einzelnen Prunkwagen auf Hochtouren. Die Menschen versammelten sich, es wurden Speisen und Snacks in kleinen Schälchen gereicht, zum Beispiel gewürzte geröstete Kichererbsen, die mir sehr mundeten, aber auch süße Leckereien konnte ich genießen. Überlaute Musik aus vielen Lautsprechern, viele Trommler an verschiedenen Stellen und ab und zu ein kleines Feuerwerk. Alle Menschen waren fein gekleidet und fröhlich, hatten Blütenketten im Haar, lachten, strahlten, alberten miteinander. Da kann ich stundenlang einfach dastehen und zusehen, aber natürlich fällt man als Ausländer auf und das ist immer ein Grund für Inder, Kontakt aufzunehmen: Mich anstarren, interessiert und staunend, aber ein Lächeln von mir genügte und sie lächelten freudig zurück. Dann noch eine kurze Frage nach dem Woher und nach dem Namen und weiter ging es in die Menge. Bevor ich mich ins Hotel begab, 21 Uhr war Abendessen angesagt, verweilte ich noch 10 Minuten an einer Bühne mit einem interessanten Spektakel über Götter und Dämonen, was in bunten, aufwendigen Kostümen nur von Mädchen und junge Frauen aufgeführt wurde.
Es ist 23:30 Uhr: ich genehmige mir noch 2 Rum mit Mazza-Mango - Gleich bin ich 55 Jahre jung !

04. März 2007

Habe doch beinahe das Geburtstagsfrühstück verschlafen. Uschi hat mir eine Blütengirlande umgehängt, Lothar mir eine CD mit der Filmmusik aus „Pokkiri" und Peter eine DVD geschenkt. Ansonsten war das Frühstück mager, 2 Toast und in der Mitte ein Mini-Omelett.
Um 10 Uhr Abfahrt nach Trichy, auch Tiruchchirapalli genannt. Unterwegs stoppten wir in dem kleinen Ort Viralmalai und besichtigten hier einen auf einer Anhöhe liegenden Shiva Tempel.
Um 16 Uhr sind die 160 km geschafft und wir haben im Hotel „Mathura", das in unmittelbarer Nähe des großen Busbahnhofes liegt, eingecheckt. Dann haben wir uns 3 ½ Stunden das nicht gerade attraktive Bus- und Bahnhofsviertel angeschaut, dabei ein nettes Hotel mit Pool, doppelt so teuer wie das „Mathura", entdeckt. Hier haben wir Kaffe getrunken und ich habe ein Mangoeis probiert. Danach haben wir das Internet genutzt und gratulierten auch Herrn Jain, meinem Briefmarkenfreund aus Patna, zum Geburtstag. Auf unserer Reise vor 2 Jahren feierten wir unseren gemeinsamen Geburtstag bei ihm zu Hause in Patna.
Um 20 Uhr haben wir uns in unserem Hotel zum Abendessen getroffen, ich habe ein sehr leckeres pikantes „Mushroom Malabari Curry" für nur 42 Rupien, also umgerechnet 75 Cent, gegessen. In meinem Hotelzimmer feierten wir vier noch ein wenig mit Rum und Cola und so verging mein Geburtstag wie im Fluge.

05. März 2007

Sechs Kilometer nördlich von Trichy, im Westen einer 27 km langen und 2 km breiten Insel zwischen dem Cauvery Fluss und dessen Seitenarm, dem Kollidam, liegt die beeindruckende Sri Ranganatha Swami Tempelanlage. Heute haben wir diese Tempelanlage besucht, eine wirklich gewaltige Anlage, eine richtige Tempelstadt, viele Buden, viele Menschen. Wir kauften uns eine Fotoerlaubnis für 50 Rupien und später für weitere 10 Rupien durften wir das Dach eines Tempels ersteigen. Von hier oben wurde einem erst richtig die wahre Größe dieser Anlage bewusst, viele Tempel, Türme, Säulen, Hallen und Tore.
Weiter ging die Fahrt zum etwas versteckt liegenden 2,5 km entfernten Sri Jambukeswara Tempel, mit zahlreichen Palmen innerhalb des Tempelareals. Der Schrein liegt teilweise unter Wasser und versinnbildlicht Shiva in der Inkarnation als Wasser.
Dann brachte uns unser Fahrer in den Norden der Stadt zum Rock Fort Tempel, aus der Ebene erhebt sich hier 83 m hoch, eine steile Felsenformation, deren Spitze vom Ganesh Tempel gekrönt ist. Uschi, Lothar und ich wollten den Aufstieg wagen. Unten am Eingang die Schuhe abgegeben, so begann der mühsame Aufstieg über die vielen, mehr als 400 in den Felsen gehauenen, Stufen. Fast der gesamte enge Weg ist überdacht und so machte uns die Sonne kaum zu schaffen. Dass wir trotzdem ins Schnaufen und Schwitzen kamen lag doch nicht etwa am Alter ? Kurz vorm Ziel gönnten wir uns eine Trinkpause an einem kleinen Stand mit Plastikhockern, natürlich nur wegen der Gemütlichkeit. Wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht. Oben hatten wir einen tollen Ausblicks, den wir, zusammen mit indischen Touristen genießen konnten. Einige von ihnen kannten wir schon aus der Srirangam Tempelanlage. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß, denn im Sirangam hatten wir uns schon „unterhalten" und gegenseitig fotografiert. Gut gelaunt wieder unten im Ort Trichy angekommen, schauten wir noch durch einige Geschäfte und machten eine kleine Pause in einem Restaurant mit Blick auf den Tempelteich und die Kirche. Ich trank hier einen frisch gepressten, wirklich leckeren Juice, habe aber nicht rausbekommen, was das für eine Frucht war.
Auf der Rückfahrt zum Hotel hielten wir am GPO. Hier habe ich Briefmarken für meine Sammlung und zum verkleben auf die viele Post, die ich noch schreiben wollte, gekauft. Über 700 Rupien habe ich wieder ein mal ausgegeben.
Dann zurück im Hotel habe ich erst einmal 1 ½ Stunden geschlafen. Da meine Klimaanlage ausgefallen war, musste ich den House Keeping anrufen. Aber dann eine ¼ Stunde später war die Sicherung gedrückt und meine A/C lief wieder. Uschi und ich hatten schon beim Spazieren gehen eine nette Gaststätte entdeckt, und so gingen wir um 20 Uhr zum Abendessen dorthin. Ich habe ein recht gut gewürztes scharfes Subji, ein Gemüsecurry, gegessen. Auf dem Weg zurück ins Hotel haben Lothar und ich, uns in einem Alkoholladen mit Rum und Bier versorgt und im Hotelzimmer habe ich dann beim Fernsehen schon Einiges weggeputzt.

weiter zum 06. März bis 18. März 2007
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